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Move your ass

Sport bedeutet Leben! Abgedroschene Phrase? Macht nix. Isso!

 

So einfach ist das manchmal, wenn diese Formulierung allein für einen Blogartikel auch etwas zu einfach wäre ;-)

 

Ich werde (zwischen den Trainingseinheiten ;-) , die ich absolviere) auch einen Artikel verfassen, wie ich persönlich Sport lange Zeit gesehen und betrieben habe. Wie ich Sport immer noch gerne sehe, mich mein Körper aber immer wieder daran erinnert, dass ich älter werde und wie verlässlich mir mein Körper (und auch Deiner!) sagt, was gut für ihn ist...

 

Heute und hier möchte ich eine Lanze brechen, Augen öffnen, wachrütteln und hoffentlich ein wenig meiner Begeisterung für Sport und Bewegung vermitteln. Das Thema hier soll bewusst nicht Sport sein, der an die Belastungsgrenzen führt. Insofern ist das Wort Bewegung das passendere.... Dieses Thema auf meiner Seite "one life - live it", die ich ja als Seite für mehr Lebensqualität in vielerlei Hinsicht sehe, wäre auch gut umschrieben mit den Worten: "Der direkte Zusammenhang zwischen Bewegung und höherer Lebensqualität". Das hört sich ein wenig sperrig und wissenschaftlich an, weshalb ich mich für "Move your ass" als Titel entschieden habe ;-)

 

Und tatsächlich: Damit fängt es an. Beweg einfach einmal Deinen Hintern und stelle fest, wie gut es tut. Es ist völlig egal, was Du tust. Alles ist besser, als auf dem Sofa rumzuliegen. Auch das mag wie eine Phrase klingen. Macht auch nix. Auch das ist so.

 

Ich war heute morgen kurz nach sieben Uhr bei ca. 12 Grad Aussentemperatur im örtlichen Freibad beim Frühschwimmen. Das mache ich seit ca. vierzehn Tagen. Es tut gut. Ich betreibe das zwanglos. Manchmal bin ich nur zwanzig Minuten im Wasser um anschließend super wach, bewegt und erfrischt ins Büro zu fahren. Heute morgen waren es vielleicht vierzig Minuten... Allein das Gefühl, schon morgens etwas für mich getan zu haben, trägt mich durch den Tag... 

Die schönste Beobachtung bei diesem frühen Schwimmen ist für mich jedoch: Die meisten der regelmäßigen Badegäste um diese Uhrzeit sind ältere Frauen und Männer! Menschen, teilweise jenseits der 70 Jahre, die sich, ihrem Körper und ihrem Geist bereits um 7 Uhr morgens etwas Gutes tun. Ist das nicht wunderbar? Für alle diese Gäste scheint das Schwimmen im frischen Wasser mehrere Aspekte zu bedienen: Sie bewegen sich nicht nur. Sie stehen bald auf, um im Freibad zu sein bevor der normale Tagesbetrieb einsetzt. Sie sind konzentriert. Sie reden mit anderen Menschen. Sie lachen viel und freuen sich jeden morgen aufs Neue, wieder ins Frühschwimmen gehen zu können.

Sie könnten auch länger im Bett liegen bleiben, versuchen den Tag mit Kaffee einigermaßen wach zu überstehen. Sie könnten jammern, dass der älter werdende Körper nicht mehr so leistungsfähig ist wie früher. Sie könnten dicker, unbeweglicher und kränker sein... 

 

Stattdessen haben Sie eine Saisonkarte, sind dankbar dafür, dass sie noch so fit sind (wahrscheinlich) jeden Morgen schwimmen gehen zu können, treffen Freunde, bewegen sich und starten erfrischt und aktiv in den neuen Tag! Mein Respekt gilt allen meinen Mitschwimmern aus der 7-Uhr-Schicht! 

 

Diese Menschen haben sich bewusst entschieden. Für Bewegung, für Eigenverantwortung und letztlich für viel mehr Lebensqualität.

 

Ich hatte viele Phasen in meinem Leben, in denen ich keine Lust hatte Sport zu machen. Das ist normal. Das kann auch ein Zeichen des Körpers sein, dass eine ruhigere Phase angebracht ist. Es kann aber auch einfach Faulheit und Lustlosigkeit sein. Aus einer solchen Phase wieder herauszustarten kann schwierig sein, ist aber möglich. Oft einfach in kleinen Schritten... Versuche nicht, die aktuelle "Faulphase" mit einem 20-Kilometer-Lauf zu beenden. Das ist zu Scheitern verurteilt, unverantwortlich gegenüber Deinem Körper und wird nur dafür sorgen, dass Du den Lauf abbrichst und die Faulphase bis auf weiteres verlängerst.... Zieh Deine Laufschuhe an und mache einen flotten Spaziergang. Meinetwegen mit kurzen Sequenzen die Du ganz entspannt trabst. Immer wieder hundert Meter traben, bis der Puls spürbar ansteigt und anschließend weiter walken... Schnell wirst Du merken wie gut es tut, sich zu bewegen.

 

Es gibt auch Phasen in den Dich nicht die Trägheit übermannt, sondern eine Krankheit dazu zwingt, keinen Sport mehr zu machen. Auch das ist das Leben. Aber auch hierfür gibt es genug Ansätze aktiv zu bleiben und trotz oder sogar gerade wegen der Krankheit Sport im Rahmen des Möglichen zu betreiben. Wir alle kennen Bilder von Rollstuhlfahrern auf Marathonstrecken oder von Beinamputierten bei Sportevents. Warum sollte es dann ausgerechnet Dir, mit Deiner langwierigen Entzündung in der Ferse nicht möglich sein, Dich sportlich zu betätigen? Sei ehrlich mit Dir selbst! Ja, Krankheiten, Verletzungen und die üblichen Alterswehwehchen nerven. Aber lässt Du es zu, dass sie dich lahmlegen? Es ist in den meisten Fällen Deine Entscheidung. Willst Du nicht auch zum Frühschwimmen gehen? ;-)

 

Ich rede nicht einfach und leichtfertig daher. Wenn ich über ein Thema als Betroffener schreiben kann, dann über "Bewegung und Sport in schwierigsten Lebenssituationen". Ich habe mit 48 Jahren meine Krebsdiagnose erhalten. Eine Situation, die ich vielleicht in anderen Blogartikeln, beschreiben werde. Eine Situation, die mein Leben aus den Fugen gerissen und mich tief hat fallen lassen. Eine Therapie, die den Körper so unbeschreiblich belastet, dass ich am Ende nicht in der Lage war, 50 Meter bis zum bereitgestellten Rollstuhl zu gehen. Eine Situation, in der wahrscheinlich die wenigsten Betroffenen daran denken, Sport zu machen...

 

"Meinem" Sport habe ich unter Umständen zu verdanken, dass ich trotz dieser brutalen Krankheit ein Leben in hoher Qualität führen kann.

 

Zwischen den ersten Chemotherapie-Zyklen versuchte ich alles, um sportlich "am Ball" zu bleiben. Ständige Spaziergänge (von denen ich teilweise schweißgebadet zurück kam), sogar der Versuch von kleinen Laufeinheiten und ab und zu Einheiten im Sportstudio hielten mein System so weit möglich am Laufen, wenn ich auch merkte, dass die Kräfte täglich schwinden.

Schnell nachdem die Hochdosis-Chemotherapie fast sämtliches Leben aus meinem Körper eliminiert hat, merkte ich, dass ich zügig wieder aktiv werden muss, um irgendwann hoffentlich wieder "normal" leben zu können. Die ersten Erfolge waren 100-Meter-Gehen in der Klinik, ein Stockwerk die Treppen hochgehen und am nächsten Tag zwei...

 

Während meines Reha-Aufenthaltes im Allgäu kaufte ich mir ein Rennrad und - fuhr noch während der Reha an einem Nachmittag 50 Kilometer. Mein behandelnder Arzt rieb sich die Augen, war jedoch begeistert.... Und noch wichtiger als die Begeisterung meines Arztes war mein Glaube daran, zurückkehren zu können...

 

Heute, fast zwei Jahre nachdem ich wirklich am Boden lag, betreibe ich regelmäßig Sport, bewege ich mich im Alltag viel und spiele nach vielen Jahren wieder einmal mit dem Gedanken, an einem Triathlon teilzunehmen.

 

Ich beschreibe meine Geschichte nicht, weil ich gerne von meinen Heldentaten erzähle. Ich erzähle eher eine Geschichte aus dem Leben. Eine Geschichte vom Überleben. Eine Geschichte, die vielleicht auch Dich motivieren kann... 

 

MOVE YOUR ASS!