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Fazit mit mindestens einer Träne im Auge

Ich sitze am indischen Ozean und schaue in unwahr wirkende Farben! In kaum 48 Stunden trete ich die lange Heimreise an. Nach viereinhalb Wochen Tansania, wovon ich die letzten vier Tage auf Sansibar verbracht habe. Genau der richtige Ort um die Erlebnisse der vergangenen Wochen zu verarbeiten und einzusortieren. Genau der richtige Ort um nach vielen gefahrenen Kilometern und einer Flut von Eindrücken, etwas herunter zu fahren. Ich unternehme auf Sansibar (Nungwi, ganz im Norden der Insel) bewusst nichts...

 

Lange Spaziergänge im traumhaften Wasser, stundenlanges Gitarrespielen, allen möglichen Gedanken nachhängen, sich selbst und die westlichen Lebensweisen hinterfragen und immer wieder in dieses irre Farbenspiel des Ozeans schauen...

 

Was ist nun mein Fazit? Tansania, wie ich es erleben durfte, ist kein Urlaub wie die meisten anderen: "Das Wetter war super, die Leute sehr freundlich, das Essen manchmal naja, und ganz toll waren die vielen Tiere..."

 

Ein Fazit zu ziehen, noch dazu in einem vertret- und lesbaren Rahmen wird mir nicht gelingen!

 

Wenn ich dennoch versuche, das Erlebte zu greifen und irgendwie zusammen zu fassen (wobei mir bewusst ist, dass hierbei vieles unberechtigt unter den Tisch fällt) würde mein kurzes Fazit wie folgt lauten:

 

"Leute, geht Reisen und schaut Euch die Welt an. In einem Land wie Tansania erlebt Ihr Dinge, die Euch fürs Leben prägen. Wenn Ihr bewusst Kontakt zu den Menschen sucht (und nicht nur zu den Angestellten im Hotel), wenn Ihr Euch traut, wirklich in die Straßen und hinter die Kulissen zu schauen, werdet Ihr nach Hause zurückkehren und Einiges überdenken, anders sehen und gestalten und auch Euch selbst mal hinterfragen.

 

Ich habe an noch keinem anderen Ort der Welt solch tiefe Dankbarkeit, solchen Lebensmut, solche Aufrichtigkeit, soviel Kampfgeist und so tiefes Vertrauen in andere Menschen erlebt wie hier.

 

Ich habe verzweifelte, bettelnde, gastfreundliche und hart arbeitende Menschen gesehen. Sehr sehr oft durfte ich bei all diesen schwierigen Grundvoraussetzungen auch in lachende Gesichter blicken. Wirkliches, offenes Lachen aus einem "welcome face", wie Thomas, mein tansanischer Freund und Guide es nennt.

 

Ich habe himmelschreiende Ungerechtigkeiten vor paradiesischer Kulisse erlebt. Ich habe Gäste kennengelernt, die sich wie Gäste benommen habe. Ich habe Vollidioten erleben müssen, für die Fremdschämen gar nicht mehr möglich gewesen wäre...

 

Ich kehre heim voller Demut und Dankbarkeit. Das haben mich die Menschen in meinem Gastland gelehrt!

 

Das ist wahrscheinlich das Wertvollste, was man aus einem Besuch in einem solchen Land mit nach Hause nehmen kann. Die Erkenntnis: Das Leben ist viel mehr als guter Job, dickes Haus und noch dickeres Auto..."."

 

Ich werde übermorgen abreisen und hierbei sicher die ein oder andere Träne verdrücken. Ich trenne mich von Freunden und kehre einem Land den Rücken, dass mich sehr geprägt hat.

 

"Tansania, Danke dass ich Dein Gast sein durfte. Ich komme wieder!" Versprochen!