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Display aus - Realität an!

Merkst Du eigentlich nicht was los ist? Merkst Du nicht, dass Du Sklave Deines Smartphones bist? Dass Dein Telefon die Fernsteuerung ist und Du Dich zumindest phasenweise nur im remote-control-Modus bewegst? Ach - Du nicht? Ist klar. ;-)

 

Ich gebe zu: Meine Eingangsbehauptung ist provozierend. Aber ist Sie nur provozierend oder ist Sie beim zweiten Nachdenken darüber nicht erschreckend nah an der Wahrheit? An Deiner Wahrheit ebenso wie an meiner?

 

Zwei Dinge bewegten mich heute mittag, mich hinzusetzen und diesen Artikel zu schreiben: Erstens habe ich den sensationell schönen Bericht "Offline die Welt entdecken" im Buch "Flow" (siehe auch meine Lesetipps) gelesen, der mich sehr ergriffen und zum Nachdenken angeregt hat. Dabei würde ich behaupten, dass ich mein Leben so weit irgend möglich offline gestalte... Ist klar, Steffen... ;-) 

 

Zum zweiten beginnt heute das Osterfest 2019. Ein paar Tage der Ruhe, der Muse, mit Zeit für Familie und Freunde, Zeit für die Liebsten, Zeit die wir nicht dumm auf ein Display starrend verbringen sollten. Von unten nach oben wischend, von links nach rechts, vom Hundertsten zum Tausendsten kommen, von Link zu Link springend. Wohlwissend, dass mich diese Verhaltensweisen am Ende unglücklich, isoliert und frustriert zurück lassen. Und nicht nur mich - auch die Menschen in meiner Umgebung, die sich gerne "in Echt" mit mir auseinandersetzen würden.

 

Ich verfluche nicht generell die moderne Technik, die ja auch ungeahnte Chancen eröffnet und Menschen verbindet... Aber wir alle merken doch, dass ein bewussterer Umgang mit den digitalen Geräten guttun würde. Um mehr Ruhe zu finden. Um mehr Zeit zu haben, für das was wirklich wichtig ist.

 

Die meiner Meinung nach wichtigsten Gründe, das "Teufelszeug" auch mal aus der Hand zu legen?

 

1. Du verlierst den Blick für das echte Leben

 

Eigentlich einleuchtend - trotzdem fällt es manchen so schwer! Der Blick aufs echte Leben ist nicht frei, wenn Du ständig auf Dein Display starrst. Wenn das Wichtigste ist, diesen schönen Moment möglichst perfekt für Deine Instagram-Follower festzuhalten. Wenn Du permanent überlegst, ob diese eine schöne Szene ein lohnendes Motiv ist, oder nicht.

 

Oft war ich bei meinen Aufenthalten in Afrika darüber entsetzt, wie manche Urlauber alles, wirklich alles, elektronisch versuchen einzufangen. Warum fällt es so schwer, einfach in die untergehende Sonne zu schauen und die Wärme ihrer Strahlen zu genießen. Warum gehe ich nicht vollkommen auf im Geruchs- und Geschmackserlebnis eines guten Essens? Warum sauge ich die Atmosphäre einer Tierszene inmitten wunderbarer Natur nicht einfach auf und brenne sie so für immer in mein Gedächtnis?

 

Vielleicht einfach mal probieren. Jetzt an Ostern zum Beispiel! Filme nicht Deine Kinder beim Suchen der Osternester - genieße es, ihnen zuzuschauen. Freue Dich an ihrem Lachen. Fiebere mit Ihnen bei der lebendigen Suche...

 

2. Du verlernst, gute Gespräche zu führen

 

Smartphones setzen sich über jede Höflichkeitsregel hinweg! Was für ein geiler Satz aus besagtem Artikel! Richtiger wäre er aber wie folgt: Smartphones lassen Dich jede Höflichkeitsregel vergessen. 

 

Sie ziehen ständig unsere Aufmerksamkeit ab, die wir unseren Mitmenschen dafür einfach entziehen - nur um "mal kurz" zu schauen, warum das Telefon in der Hosentasche gesummt hat. Das kann nicht unser Ernst sein! Der Preis ist doch viel zu hoch! Während wir im Internet surfen, wechseln wir maximal ein paar Worte miteinander, zerstreut, abgelenkt und auch ein wenig gelangweilt. Wir beschäftigen uns dabei weder richtig mit dem Inhalt der besuchten Seiten oder Plattformen, noch miteinander. Heraus kommt leeres Geschwätz! Kennst Du das?

 

Auch hier gilt: Einfach einmal ausprobieren. Telefon lautlos oder aus schalten. Ich persönlich mag sehr den Flugmodus ;-) in meinem Phone. Ich kann mein Telefon nutzen um beim Sport Musik zu hören, bin aber nicht erreichbar...

 

Ein No-Go für mich: Ein Gespräch, das ständig unterbrochen wird, weil ein Gesprächspartner immer mal wieder (und natürlich "nur kurz") aufs Telefon glotzen muss. Für solche Gespräche sollten wir uns zu schade sein, zumal sie die Bezeichnung "Gespräch" gar nicht verdient haben... Seid im Gespräch bitte füreinander da - die Welt dreht sich weiter, auch wenn Du Deine inhaltsleere Nachricht aus irgendeinem "sozialen Netzwerk" (was für ein herrlicher Widerspruch) erst später liest.

 

3. Du verschenkst wertvolle Momente

 

Es fällt uns immer schwerer, im Moment zu sein. Das Smartphone macht das noch viel schwerer. Wie wollen wir den Moment erleben oder gar genießen, wenn wir ständig am Telefon kleben? Ich bin mir, abgesehen von wertvollen verlorenen Momenten, auch sicher, dass uns das krank macht. Unausgeglichen, unaufmerksam, unzufrieden und letztlich krank in der Seele.

 

Leicht geändertes Zitat aus "Flow": "Es klingt verrückt, aber gerade das was wir am häufigsten machen - scrollen, surfen, fernsehen - macht am wenigsten glücklich. Die Dinge, die deswegen zu kurz kommen - im Garten arbeiten, reden, ausgehen, Sport machen, Gitarre spielen, Zärtlichkeiten austauschen -, haben das größte Potenzial, uns glücklich zu machen!"

 

Ihr wisst schon, was jetzt kommt: EINFACH MAL AUSPROBIEREN! ;-)

 

4. Du läufst Gefahr, Deinen eigenen Rhythmus zu verlieren

 

In den sozialen Medien ist nie Ruhe. Jeder Tag erscheint, wie ein besonderer Tag. Denn virtuelle "Freunde" machen uns im Netz permanent auf Höhepunkte in ihrem Leben aufmerksam. Es vergeht kein Tag, an dem nicht eine Geburtstagsfeier, ein beruflicher Erfolg, ein Ausritt mit dem so tollen Auto, eine lustige Begebenheit oder ein besonders cooles Event gepostet wird... Durch diesen ständigen Strom der Ereignisse (die ja oft gar keine sind) kommt der gesunde Rhythmus aus dem Gleichgewicht. Alles ist immer laut und aktiv. Und alle versuchen, Schritt zu halten. Nur nicht langweilig, normal oder zu ruhig wirken...

 

Auch das macht zweifelsohne unruhig und letztlich krank. Wenn Du ständig im standby bist, weil Tag und Nacht jemand an Deine Türe klopfen könnte, können Dein Geist und Dein Körper nie zur nötigen Ruhe finden...

 

Auch hier wirst Du, wenn Du den Versuch wagst, begeistert feststellen: Es ist gar nicht so schwer, das verfluchte Teil mal auszuschalten und tut so unendlich gut. TRAU DICH!

 

In diesem Sinne: Habt schöne Ostertage - möglichst offline, mit vielen Gesprächen, lachenden Kinderaugen, warmen Sonnenstrahlen auf der Haut, Sport im Freien, tollen Frühlingsgerüchen und leckerem Essen (bitte, bitte nicht posten!!!) im Kreise der Liebsten...

 

Steffen (der den Rechner nach Schreiben dieses Artikels sofort ausmacht!)