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Der Erbärmliche und der Begnadete in Dir!

Der Erbärmliche und der Begnadete in Dir

 

Im Buch „Komm ich erzähl Dir eine Geschichte“ von Jorge Bucay haben mich viele Stellen erreicht. Eine besonders Besondere aber, war für mich die, in der Jorge die zwei Seiten von allem in Dir und mir sehr griffig, nachvollziehbar und treffend erklärt.

 

Ich bin gespannt, ob der ein oder andere von Euch, sich hier wiederfindet, die Situation kennt und welche Gedanken Ihr Euch dazu macht!

 

„Geiz und Verschwendungsssucht waren die zwei extremen Seiten des gleichen Irrtums!

 

Der Erbärmliche und der Begnadete waren  zwei Persönlichkeitszüge, die zusammengeschweißt mir innewohnten und versuchten, sich voneinander abzusetzen, ja, die sogar im Wettstreit miteinander lagen, wer von ihnen hervortreten dürfe und die Oberhand gewinne. Das Spiel der Polaritäten.

 

Was für eine verrückte Idee, das alles auf der Welt paarweise auftritt. Weil die Welt in der wir leben, ein riesiges Ying und Yang ist: zwei untrennbare Teile, die als einziges Ganzes fungieren. Zwei Hälften, die man nur theoretisch voneinander unterscheiden kann, die aber jede für sich allein genommen nicht existieren kann.

 

Die Dinge existieren nur durch ihr Gegenteil. So ist es mit dem Strahl der Taschenlampe, den Du nur in der Dunkelheit siehst.

 

So ist das in der Aussenwelt aber natürlich auch in Deinem Innern. Wie könnten wir unsere stärksten Seiten erkennen, wenn wir nicht auch Schwächen hätten? Wie könnten wir lernen, wenn wir nicht dumm wären? Wie könnten wir Mann oder Frau sein, wenn es nicht Frauen und Männer gäbe?

 

Alle unsere Fähigkeiten und Beschränkungen, Tugenden und Defekte sind jeweils gepaart mit ihrem Gegenteil in uns vorhanden. Ich will sagen, dass niemand nur einfach gut ist, niemand nur intelligent oder nur mutig. Unsere Güte, Intelligenz und unser Mut gehen immer einher mit unserer Bosheit, unserer Dummheit und unserer Feigheit.

 

Es ist ja eine Binsenweisheit, dass, wer seine Überlegenheitsgefühle ausspielen muss, sich in Wahrheit unterlegen fühlt. Aber sie trifft zu.

 

Das gleiche gilt für all die anderen Charaktereigenschaften: Setzt sich eine Eigenschaft über die anderen hinweg, so ist das nicht immer das Zeichen dafür, dass sie auch in uns dominiert, sondern oftmals nur der Ausdruck einer großen Anstrengung, den anderen Pol zu kaschieren, ihn zu umgehen, um ihm zu widerstehen, ihn zu unterdrücken.

 

Ich möchte nicht behaupten, dass hinter jedem guten Menschen ein unterdrückter schlechter steckt. Ich sage nur, dass es manchmal so ist. Und dass dieser gute Mensch irgendwas mit dieser schlechten Person anstellen mußte, die ihr ebenfalls innewohnt. Und dass das, was er mit ihr angestellt hat nicht umsonst war, sondern ihn einiges gekostet hat. Vielleicht will ich nur sagen, wie wichtig es ist, zu wissen, mit welchen Dingen man hinterm Berg hält und warum man das tut.“

 

WOW! Ich finde diesen Text irre stark geschrieben, voller Kraft, Klarheit, schöner Worte und teilweise entlarvender Offenheit!

 

Was sagt Ihr dazu?