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Nur ein Hund?

Unser Botox ist tot. Er hat den Kampf gegen seinen Krebs tapfer und mit offenem Visier gekämpft. Wir hatten seit der Diagnose noch zwei tolle Monate. Die Krankheit lies ihm am Ende keine Chance...

 

Wir sind so traurig. Er fehlt. Er hinterlässt eine unbeschreiblich große Lücke! Uns fehlen, wenige Stunden nach dem Verlust oft noch die Worte. Jedes mal wenn wir "darüber" reden, stehen uns die Augen voller Tränen.

 

Mancher wird vielleicht sagen "Was haben die sich so? Ist doch nur ein Hund!"

 

Ja, Botox war kein Mensch. Botox war aber auch nicht "nur" ein Hund. Wer in diesem Zusammenhang das Wort "nur" verwendet hat wahrscheinlich kein Haustier, macht sich zu wenig Gedanken um den "Wert" von lebenden und liebenden Wesen oder ist empathieunfähig.

 

Ich hatte im Laufe der letzten 25 Jahre insgesamt acht Hunde. Jeder für sich hatte seinen eigenen Charakter, seine Eigenarten, seine Vorlieben und Ticks. Genau wie wir Menschen. Jedem dieser Hunde konnte ich an den Augen Stimmungen, Erwartungen,  "geplante Aktionen" aber auch Unwohlsein und Freude ablesen.

 

Die letzten Tage von Botox waren geprägt durch intensivsten Kontakt, Schmusen, Gespräche, Pfoten halten und einfach da sein. Wer einen Hund hat, weiß wovon ich schreibe. Die Blicke des sterbenden Tieres waren teilweise verzweifelt, ängstlich, unsicher aber immer voller Dankbarkeit, wenn ihn ein Rudelmitglied in den Arm nahm und ihm ins Ohr flüsterte "Großer, wir sind alle da. Wir schaffen das!".

 

Botox hat unser Rudel acht Jahre bereichert, war oft mit bei der Arbeit, aber auch im Urlaub. Er hat unsere Ginger (seine kleine Schwester) mit erzogen und ihr gezeigt, dass Hunde auch schwimmen können. Er hat bei Spaziergängen immer die Führung übernommen, mich in den harten Phasen der Chemotherapien getröstet und gestützt. Botox war Therapiehund indem er vielen Menschen und Artgenossen gezeigt hat, dass große dunkle Hunde nicht immer böse sind. Wir haben gemeinsam Prüfungen bestanden, sind gemeinsam durch Prüfungen gefallen. Wir haben Stadien und Hallen zwischen Berlin und Zürich durchsucht. Bei der Arbeit hat er sich den Namen "Der Professor" erarbeitet, weil er akribisch bis ins Detail, immer mit einem eigenen "Plan" und nie unter 100% Leistung gesucht hat. Nie!

 

Sicherlich schreibe ich, 48 Stunden nach dem Tod meines geliebten Tieres, nicht neutral und nüchtern. Will ich aber auch nicht. Die Beziehung zu einem geliebten Tier ist wie zu einem geliebten Menschen nie nüchtern zu betrachten.

 

Insofern ist dieser Artikel nicht nur "Dankeschön" an Botox für acht unbeschreibliche Jahre im gemeinsamen Rudel - es ist auch die Bitte oder vielmehr ein Aufruf an alle da draussen, das eigene Verhalten zu Lebewesen, die ihr Leben für uns geben würden und abhängig von uns sind, zu beobachten.

 

Danke Botox. Gute Reise. Wir sehen uns... 

 

Steffen und alle anderen traurigen Rudelmitglieder