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Ironman Trainingstagebuch Woche 4/36

Das Bild vom Schwimmtraining zeigt es... Das Training wird härter - aber: das Training wirkt auch!

 

Eine intensive Trainings-Woche neigt sich langsam dem Ende zu... Ich freue mich Sonntag, meinen trainingsfreien Tag! 😁

 

Es ist Samstag morgen. Inklusive dem gestrigen Freitag habe ich 12:45 Stunden Training hinter mir. Heute kommen noch einmal circa zweieinhalb Stunden oben drauf... Sollte dann auch reichen. 

 

Wir sind spürbar in eine neue Phase der Vorbereitung eingetreten: Die ersten Wochen wurden lediglich Grundlagen trainiert, der Körper sachte auf die kommenden Belastungen vorbereitet. Langsame Läufe, moderates Krafttraining, Schwimmtechnik und lockeres Radeln.... Inzwischen spüre ich, dass das Training langsam "angezogen" wird.

 

Die einzelne Einheit wird härter, die Erholung zwischen den Einheiten wichtiger, die Beine schwerer, die Überwindung für das nächste Training manchmal schwieriger...

 

Aber es gibt auch die andere Seite der Medaille, die gute Nachricht: Die ersten Effekte des Trainings stellen sich ein. Ich spüre, was mein Körper wieder in der Lage ist zu leisten. Drei bis vier Stunden Training an manchen Tagen wären vor ein paar Wochen kaum in guter Qualität möglich gewesen. Die Trainingseinheit mit 70 Minuten Laufen auf dem Laufband ist zwar schweisstreibend und ich freue mich, wenn die Uhr endlich abgelaufen ist - aber ich merke auch: Ich könnte noch länger, noch schneller laufen... Das ist so befriedigend, so beflügelnd, so motivierend und es erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit.

 

Ich hatte diese Woche ein Gespräch mit einem Kollegen, der die Frage stellte, wie man sich über Monate zu solchen Trainingsumfängen motivieren kann. Ich antwortete spontan, dass mir meine Krebserkrankung hier hilft. Das mag sich im ersten Moment widersinnig oder sarkastisch anhören... Tatsächlich gelingt es mir aber immer wieder bei härteren Einheiten die jammernden Stimmen in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen, in dem ich mir bewusst mache, wie dankbar ich sein kann, eben genau diese Trainingseinheit absolvieren zu können. Vor dreieinhalb Jahren, war ich nicht in der Lage, die 50 Meter zu einem Rollstuhl im Krankenhaus zu gehen, weil mein Körper durch  Chemotherapien zu Boden gezwungen wurde - buchstäblich! Was für einen Grund hätte ich heute im Ernst, mich nach einer Stunde Laufen über brennende Oberschenkel zu beschweren? Keinen!

 

Ich freue mich über einen "funktionierenden" Körper, über Trainingsfortschritte und das unser Trainingsplan sehr gut zu passen scheint...

 

Kommende Woche wird mein Racer (Bilder folgen sicherlich 😏) fertig. Ein neuer Motivationsschub... 

 

Trainingseinheit der Woche: Athletiktraining mit meinem Sohn in dessen Gym in Stuttgart. TOLL einmal in einer anderen Athmophäre und an anderen Geräten zu trainineren. STOLZ auf Kinder, die gerne Sport treiben und echt fit sind. ZUFRIEDEN über die eigene Leistungsfähigkeit...

 

Trainingssong der Woche: "The Grand Design" von Vanish. Ordentlich Dampf, Tempowechsel, eine geniale Stimme... Du stehst auf harten Rock, kennst aber "Vanish" nicht? Du weißt, was zu tun ist ... Youtube machts möglich!

 

Der Countdown läuft unaufhörlich weiter und ich bin guter Dinge, am 5. September nicht nur morgens um 7 Uhr am Start zu stehen sondern 12, 13 oder 14 Stunden später die Finishline zu erreichen, sie zu überfliegen, in die Knie zu gehen vor Dankbarkeit, Freudentränen zu vergießen, mir zu schwören "so etwas" nie wieder zu machen, berauscht am Boden zu liegen, meine Liebsten zu drücken, nicht mehr zu wissen, wie ich aufstehen soll und festzustellen, dass ES so irre war, dass schnell die Gedanken kommen, welchen Wettkampf ich denn im foigenden Jahr machen könnte... 😉😉😉

 

Das Leben ist zu kurz für 08/15, für Langeweile, für ein Leben wie es sich die anderen vorstellen, für lieblose Beziehungen, für leblose Körper, für schlechten Wein. 

 

Haut rein. Lebt. Liebt. Feiert. Seid erschöpft. Steht wieder auf. Spürt Eure Körper. Habt Sex. Verschenkt keine Lebenszeit. Trinkt guten Wein. Stopft keinen Mist in den einen Körper, den Ihr habt. Lacht. Genießt jeden Atemzug...

 

Ein dankbarer Steffen

Samstag, 25. Januar 2020