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Nach Corona einfach so weitermachen?

Mir fällt in diesem Moment, in dem ich hier anfange zu schreiben auf,  dass ich für meine Blog-Kategorie "worst cases" schon lange keinen Artikel mehr geschrieben habe... Corona, der Virus, die Angst der Menschen, das Ungewisse, die bedrückende Stimmung auf den Straßen und in den Supermärkten, die vielen ausgefahrenen Ellenbogen und das meiner Meinung nach mangelnde Miteinander lässt hier meine Gedanken sprudeln - und die Kategorie "worst cases" passt am besten zum Thema - leider!

 

Ich möchte hier nicht auf die einprügeln, die voll kranker Panik die Supermärkte leer kaufen oder gar in Krankenhäusern und aus Rettungswägen Desinfektionsmittel stehlen - ich verlasse mich in diesem Fall auf Charma! 👊🏻

Ich möchte eher aufrufen und anregen, die Krise und die nun anstehende Zwangspause für unseren seit Jahrzehnten panisch arbeitenden Konsumapparat zu nutzen, einmal in Ruhe das eigene Verhalten zu überdenken. Folgende Fragen drängen sich doch geradezu auf:

 

Müssen wir, ständig im Streben nach "weiter, höher und schneller", das ganze Leben lang so tun, als hätten wir alles im Griff und könnten mit Geld alles regeln und steuern? Im Moment merken wir, dass wir nichts unter Kontrolle haben - NICHTS!

 

Müssen wir wirklich jeden Mist mitmachen und bei jedem angesagten Event dabei sein, um daraus möglichst sofort eine Instagram-Story zu erstellen?

 

Warum sind wir nicht zufrieden, mit den Dingen die wir haben? Sollten wir jetzt nicht merken, was es für die meisten Menschen auf der Welt bedeutet, eben keinen grenzenlosen Zugang zu Konsumgütern aller Art in unbegrenzter Menge zu haben? Lernen wir diese Lektion? Oder geben wir einen Dreck darauf, füllen unsere Vorräte auf, pfeifen auf den nächsten und gehen nach "Corona" über in unser dekadent-maßloses Verhalten, welches im Moment die Krise hierzulande erst richtig verschärft.

 

Auf einmal geht in unserer westlich-arroganten Welt, in der bisher verdammt nochmal alles ging, nichts mehr. Bestimmt täten wir klug daran, zu begreifen, dass wir eben nicht alles unter Kontrolle haben, dass wir nicht alles kaufen können, dass wir, wenn die Natur oder eine Krankheit "es will", genauso hilflos sind, wie diejenigen, auf die wir gerne arrogant herab schauen. Was hat uns bisher der Hungernde in Afrika gekümmert, oder staatlich verordnete Verbote, die Häuser zu verlassen irgendwo auf der Welt. Ausnahmezustand in Deutschland, in Europa in der ach so tollen, aufgeklärten und führenden westlichen Welt! Wohlgemerkt die super softe Version eines Ausnahmezustandes - kein Vergleich zu Ausnahmezuständen, die viele Milliarden Menschen auf der ganzen Welt seit Ihrer Geburt erleben. Und wir liegen daheim auf unseren Sofas, sind satt, knabbern Erdnüsschen, schauen Netflix und hadern mit unserem Schicksal, mit den Entbehrungen, die uns der Staat im Moment abtrotzt?

 

Warum nutzen wir die Zwangsentschleunigung nicht dazu, in uns zu gehen? Darüber nachzudenken, dass das was wir als selbstverständlich ansehen, eben nicht selbstverständlich ist. Darüber, dass wir verlernt haben, dankbar und demütig zu sein. Darüber, über den eigenen eingeschränkten Horizont hinaus zu schauen? Darüber, das eigene Konsumverhalten zu überdenken (bitte schlagt nicht die Zeit tot, in dem Ihr exzessiv online shoppt. Geht wenn die Einzelhändler wieder offen haben, "echt" einkaufen. Der Händler braucht Euch jetzt.)... 

 

Genießt nachdem wir dieses Szenario überstanden haben, bewusst, was Euch bisher vielleicht gar nicht bewusst war: Die Freiheit, tun uns lassen zu können, worauf Ihr Lust habt, auf Konzerte zu gehen, in Bars abzuhängen, bei Bedarf bestens medizinisch versorgt zu werden, beim Einkaufen keine Angst zu haben, dass es irgend welche Artikel vergriffen sein könnten.

 

Je besser es einer Gesellschaft geht, desto brutaler werden Einschränkungen und Sondersituationen wie die momentane empfunden...

 

Ich fürchte, dass viele Menschen die Lektionen, die wir im Moment lernen, "nach Corona" sehr schnell wieder vergessen werden. Ich hoffe, dass  mindestens genauso viele, in diesen Tagen innehalten, Dankbarkeit und Demut zeigen, nachdenken, die gelernten Lektionen nicht vergessen und die Krise am Ende insofern auch etwas Gutes hatte.

 

Ich rufe laut hinaus: "Seid dankbar! Denkt darüber nach was Euch wirklich wichtig ist! Leistet Euren Beitrag, indem Ihr daheim bleibt! Helft Menschen, die hilflos sind (zum Beispiel die alte Frau, die mit ihrem Rollator zum Supermarkt fahren muss und dort vor leeren Regalen steht! 🤮) indem Ihr Euer Verhalten überdenkt. Hinterfragt unsere ständige Hatz nach mehr und stellt Euch die Frage, warum "Corona" uns so erschüttert!

 

Nehmt Eure guten Gedanken mit, teilt Sie mit anderen, lebt sie und gebt sie als wirkliche Weisheit Euren Kindern und Menschen mit, die Euch am Herzen liegen!"

 

Bleibt gesund!

Steffen

17. März 2020